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Intuition vs. Verstand

Während ich diesen Blogartikel tippe, liege ich bequem in meinem Liegestuhl unter einem freien, sternenklaren Nachthimmel 🌠. Diesmal besonders gemütlich, mit dicker Decke und einem dampfenden Vanille-Matcha-Heißgetränk ausgestattet. Die Kirchenuhr in meinem kleinen Dorf läutet die 22 Stunde ein. Das Außenthermometer misst knapp 16 Grad. Die Luft ist frisch und klar. Der Wind weht den Duft von frisch gemähten Wiesen herbei. Ich liebe diese einfachen, unscheinbaren Momente. Sie lassen mich das Leben tiefer spüren als jedes „like“ oder „Herzchen“ in der digitalen Welt 💗👍So wie in diesem Augenblick, in dem meine zwei Katzen leise schnurrend, links und rechts neben mir liegen😽😽 Zu dritt blicken wir nach oben in den klaren Sommernachts-Sternenhimmel... berührt und geprägt von der Vergangenheit und voll offener Fragen an die Zukunft. Den heuer, in diesem Mars-Jahr, kommt alles anders als erwartet...

 

Schmerztrigger eines Künstlers

„Also, 140 Euro für ein großformatiges Bild ist doch eh viel, das muss doch eh reichen“. 😠


„Ein Kinder-Malworkshop für mehr als 20 Euro ... Puh, das ist aber schon teuer, das kann sich niemand leisten... Ginge es nicht auch um 5 Euro und Sie bemalen Steine mit den Kindern?“ 😡


„Ah ja, schön. Wirklich nett. Ich zeige Ihnen mal die umwerfenden Bilder meiner Tochter“. 🤯

 

Klassische (unbedachte, teils freche) Aussagen, die man als Künstler:in immer wieder mal zu Ohren bekommt. Mittlerweile kann ich ausgestattet mit einem zwinkernden Lächeln von solchen Angeboten abwinken. Ich erspare mir „Rechtfertigungen“, denn mittlerweile kenne ich meinen Wert – aber vor allem deshalb, weil ich mir meiner Werte bewusst geworden bin.

Mir ging es nie darum, „bewundert“ oder verstanden zu werden, sondern zu berühren und zu begeistern. Dass dies nicht bei „jedem“ möglich ist, ist mir klar. Doch in diesen Momenten spüre ich, wie auf gesellschaftlicher Ebene, nicht bedacht wird, was für ein Aufwand hinter einem Werk steht (vom kreativen Gedanken über den Zeitaufwand, bis zu den Materialkosten und den digitalen Nebentätigkeiten gar nicht erst zu sprechen).


Bereits in der Schulzeit war ich als „die Künstlerin“ in meiner Klasse bekannt. Schon damals war mir klar, dass ich diesen „Titel“ nicht ernst nehmen brauche, da ja sowieso „ein jeder Künstler sein kann“. Was in gewissem Maße auch stimmt. Ich hatte nie dieses Bild einer Künstlerin vor Augen, die von Kunst-Messe zu Kunst-Messe, Vernissage zu Vernissage, Galerie zu Galerie wandert, um der Welt ihre Kunst zu offenbaren. Vielmehr prägte mich der Wunsch, die Begeisterung, den Spaß und das Feuer der Kreativität weiterzugeben und dass alle, die meine Kunst mögen, sich diese auch leisten können. Und da sind wir schon bei den großen Schmerzpunkten. Jenen „painpoints“, mit dem sich bereits Van Gogh und andere große Künstler:innen quälten: Wie lebe ich von dem, was ich liebe zu tun? Ist das sinnvoll, was ich tue? Wer braucht das? Wozu das alles?

 

Kopf über Herz 🤯💗

Auf keinen Fall ein Risiko eingehen. Bloß nicht. 🙅🏻‍♀️ Immer auf der sicheren Seite bleiben. So lautete mein Motto in den letzten 20 Jahren. Ich hatte mir ein Leben in der Komfortzone aufgebaut, sicher und bequem. In den letzten 7 Jahren befand ich mich in einer Art pragmatisierten Job  für ländliche Verhältnisse  mit einer guten Bezahlung und einer sicheren Anstellung. „Dann baust du dir halt über die Jahre eine kleine Kunstschiene so nebenbei auf“, so meine nüchternen, logischen und rationalen Gedanken. Die Arbeit im Büro war für mich geprägt von Langeweile, Sinnlosigkeit und einer ständigen Unterforderung. Die meisten Arbeitsaufträge im Büro waren in wenigen Minuten erledigt und so fühlte ich mich rasch wie in einer Art „Starre“. An den Wochenenden befasste ich mich mit meiner Kunst und wurde wieder mit Leben und Begeisterung durchflutet. Die Wochenenden verflogen wie ein Wimpernschlag, die Arbeitswoche gestaltete sich zäh wie ein Kaugummi. Irgendwann erstreckte sich das Gefühl der Leere und Sinnlosigkeit auch auf die Wochenenden. Es dauerte nicht lange, um zu erkennen, dass ich in einem klassischen Boreout feststeckte und dass „so nebenbei“ eben doch nicht "easy" funktionierte. Ich fühlte mich kaum noch, war wie ferngesteuert, wie eine ewige Zuseherin aber definitiv keine Regisseurin, die ihr Leben aktiv gestaltet. Diese Erkenntnis begleitete mich 4 Jahre lang – immer in der Hoffnung, etwas „Besseres“ im Außen zu finden. Einen Job, eine Ausbildung, einen Fluchtort, wo es leichter sein würde. Doch ich fand nichts. Die Komfortzone ist langweilig, aber auch bequem  und versperrt die Sicht auf neue Chancen. 

 

Herz über Kopf 💗🧠

Vor ungefähr einem Monat habe ich meinen „sicheren“ Job gekündigt. Ab Oktober führt mich meine berufliche Reise auf neue Wege. Wohin, steht noch offen. Reinwerfen in die Kunst? Geht das? Oder doch eine Fixanstellung? Was, wenn jetzt der perfekte Zeitpunkt gekommen ist, nach innenzuschauen und einfach der Freude zu folgen? Das klappt nicht, sagt der Verstand. Auch hier klingen die Stimmen von außen nach: „Sowas macht man in der Regel nicht“. „Man kündigt doch erst, wenn man schon eine fixe Neuanstellung in Aussicht hat“. „Hast du das nicht besser planen können?“. 

Verunsichern mich solche Aussagen: Ja, natürlich. Fühle ich mich dadurch naiv: Ja, etwas. Bereue ich meine Entscheidung deshalb: Nein, auf keinen Fall! Denn seither fühle ich mich wieder. Ich spüre die kleinen Momente. Ich bin achtsamer, humorvoller, bewusster, aber auch: entspannter. Obwohl ich nicht weiß, wo meine Reise mich hinführt, spüre ich zutiefst: Es wird gut werden. Ich sehe es, spüre es schon jetzt 🌅🧡

 

Mutige Entscheidungen ✨️🫶

...sind nicht immer laut und vernünftig. Und trotzdem werden sie belohnt. Ich kann mich an keine Situation in meinem Leben erinnern, in der ich mutig war, meine Komfortzone verlassen oder meine Wahrheit gesprochen habe und deshalb Schwierigkeiten oder Nachteile erfahren habe. Im Gegenteil, ich wurde immer beschenkt. Entweder mit der Erfüllung eines Wunsches oder mit einer befreienden Klarheit bzw. einer bereichernden Lebenserfahrung. Doch „bestraft“ oder „benachteiligt“ wurde ich deshalb nie. Diese Lebenserfahrung stärkt mich enorm. Denn, der Weg eines Künstlers, einer Künstlerin, ist selten geradlinig. Dieser Weg ist gepflastert von Stolpersteinen, emotionalen Hürden und großen Verunsicherungen. Dennoch kann dieser abenteuerliche Weg unglaublich schön und faszinierend sein. Ein Künstler-Herz braucht Abwechslung, Abenteuer, Ruhe, Entspannung, neue Sinnes-Eindrücke, Herz-zu-Herz-Verbindungen und eine Chance. Eine Chance, die man sich als Künstler nur selbst gewähren kann – unabhängig vom Lärm der Welt 🧘‍♀️

 

Fazit

Verbeiß dich nicht an einer einzigen Vorstellung, wie das Leben zu sein hat. Lass Erwartungen und Druck los. Bleib neugierig. Folge der Freude. Spüre bewusst, von Moment zu Moment. Überlege, wo und wie du dienen kannst, ohne dich zu verbiegen. Du bist nicht umsonst mit genau diesen Talenten, Stärken, Fähigkeiten und Interessen auf die Welt gekommen. Nichts ist umsonst. Lass dein Herz vorausgehen, um deinem Verstand zu beweisen, dass es den richtigen Weg kennt.


Lass mich wissen, wenn du auf einer ähnlichen Reise bist 🫶😃

 

Shine bright,

Jasmin

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